Vom 29. Juli bis zum 4. August 2007 fand der diesjährige Giro delle Dolomiti in Südtirol statt. Die Radrundfahrt mit Bergetappen in die Dolomiten fand in diesem Jahr zum 31. Mal statt. Ausgeschrieben und durchgeführt wird die Veranstaltung vom Sportverein Dolomiten-Radrundfahrt mit Sitz in Bozen.
Auch 2007 war eine Mannschaft des RSV Falkenfels Bühlertal zur Teilnahme gemeldet. Um in die Mannschaftswertung zu kommen, muss ein Verein mindestens 5 Teilnehmer melden. Leider musste einer der Rennradfahrer krankheitsbedingt kurzfristig absagen und so fuhren am Samstag, den 28.Juli 2007 Jürgen Seiser, Rolf Fritz, Gotthard Rauch und Willibald Seebacher nach Südtirol um als Einzelstarter die Farben Bühlertals zu vertreten. Leider mussten die Fahrer auch auf ein eigenes Begleitfahrzeug verzichten weil Vroni Seebacher sich kurz vor der Rundfahrt verletzte und mit ihrem geschienten Fuß kein Auto lenken konnte. Trotzdem kam die Gruppe bei Sonnenschein und mit guter Laune in Südtirol an. Als Unterkunft wurde das Hotel Weingarten in Gargazon, ca. 18 km von Bozen entfernt ausgewählt. Wie auch im Jahr 2006 vertrauten sich die Radler aus Bühlertal der gastgebenden Familie Illmer an und wurden wieder super verpflegt.
Nach der Einschreibung und der Montage eines Zeitnahme-Chips waren die Rennradfahrer bereit die schwierigen Etappen in Angriff zu nehmen. Die Strecken wurden mit Polizeibegleitung gefahren und die Veranstalter hatten die gesamte Rundfahrt, bestehend aus 6 Etappen, vorbildlich organisiert. Genügend Verpflegungsstellen mit sehr gutem Angebot an Getränken, Obst und Riegeln an allen neuralgischen Streckenpunkten, ärztliche Versorgung und begleitende Mechaniker-Fahrzeuge waren an allen Veranstaltungstagen vorhanden.
Jede der Etappen beinhaltete ein Bergzeitfahren. Die dort gefahrenen Zeiten wurden täglich in Ergebnislisten veröffentlicht und so konnte jeder der Teilnehmer sofort nach der Rückkehr zum Startort erkennen wie seine Leistung an diesem Tag einzustufen war.
1. Etappe
Zu Beginn der ersten Etappe am Sonntag versammelten sich bei der Messe in Bozen über 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Pünktlich um 8.00 Uhr erfolgte bei kühlem, aber sonnigem Wetter der Start zur Einrolletappe. Der Tross rollte verhalten von Bozen über Nalles nach Terlano wo das erste Bergzeitfahren über 828 Höhenmeter auf der 9,5 km langen Strecke nach Mölten durchgeführt wurde. Bei Steigungen von über 10% wurde hier gleich mal die Leistungsfähigkeit der Rennradler getestet. Hier zeigte sich wer richtig trainiert hatte und über Gute Beine verfügte. Nach der anstrengenden Bergfahrt und der anschließenden Verpflegung ging es weiter bergauf in das 1290 m hoch gelegene Hafling und von dort über Meran zurück nach Bozen.
Bei der Rückkehr in der Unterkunft in Gargazon zeigten die Tachos für den Einrolltag 127 km und 1602 Höhenmeter. Das Abendessen war verdient und es ging nicht lange bis die müden Bühlertaler sich in die Zimmer zurückzogen.
2. Etappe
Die zweite Etappe führte am Montag von Bozen über Auer, Weissenstein, Deutschenofen, Welschenofen, Petersberg zurück nach Bozen. Das Zeitfahren wurde auf der Strecke von der Aldeiner Brücke nach Weißenstein abgehalten. 13,2 km gegen die Uhr und das bei Steigungen von bis zu 9,9 %. Vom 1520 m hoch gelegenen Weißenstein ging es in herrlicher Landschaft hinunter ins Tal nach Birchabruch und dann nochmals ca. 800 Höhenmeter bergauf zum Petersberg. Von dort führte die Strecke über Blumau zurück nach Bozen.
Endstand der Tachos an diesem Tag in Gargazon: 141 km und 2198 Höhenmeter.
3. Etappe
Am Dienstag führte die dritte Etappe von Bozen nach Wolkenstein im Grödental von dort zum Grödnerjoch, und weiter über Covara zum Campolongo Pass. Die weitere Strecke führte talwärts nach Arabba. Dort begann die beschwerliche Bergfahrt zum Pordoi Pass. Nach der dortigen Verpflegung ging es endlich bergab nach Wolkenstein und von dort zurück nach Bozen. Erst bei der nicht endenden Abfahrt wurde den Teilnehmern bewusst welche Höhe an diesem Tag erfahren wurde. Das schwierige Zeitfahren wurde erst nach 72 Kilometern, nach der Befahrung des Grödnerjochs und des Campolongo Passes in Arabba gestartet und führte zum 2239 m hohen Pordoijoch. Bei Steigungen von ca. 8% wurde nach einer Fahrt von 10 km Länge die Passhöhe erreicht. Bei gnadenloser Sonneneinstrahlung wurden hier die letzen Kraftreserven eingesetzt um das Ziel in einer annehmbaren Zeit zu erreichen.
Bei der Rückkehr nach Gargazon zeigten die Tachos 207 km und 3480 Höhenmeter. Jetzt wurde den Rennradlern auch bewusst, warum die Beine schmerzten und der Magen knurrte.
Ruhetag
Am folgenden Ruhetag wurde relaxt. Rennrad richten, Körper pflegen und Kräfte sammeln stand auf dem Programm. Die ersten Etappen hatten bei Mensch und Material ihre Spuren hinterlassen. Die ungewohnten Höhen und drei unmittelbar aufeinander folgende Etappen mussten bei fehlender Eingewöhnung verarbeitet werden. Die Speicher waren leer und die Ambitionen auf fordere Plätze wurden gestrichen. In der Ergebnisliste waren auf den ersten zweihundert Plätzen nur absolute Spitzenfahrer, Amateure und Lizenzfahrer, zum größten Teil erfahrene, einheimische Bergspezialisten, zu finden. Zu erkennen war das teilweise an den getragenen Trikots, dem verwendeten Material und natürlich an den gefahrenen Zeiten.
4. Etappe
Frisch gestärkt und einigermaßen ausgeschlafen begann für die Starter des RSV-Falkenfels am Donnerstag die 4. Etappe. Bei herrlichem Wetter stand die die Königsetappe an. Gestartet wurde in Canazei. Von dort ging es auf den 2057 m hohen Fedai Pass. Nach der Abfahrt auf ca. 1000 m begann das 11,3 km lange Bergzeitfahren zum Giau Pass. Bei der neu aufgenommen Strecke handelte es sich nach Aussage des Veranstalters um die mühsamste Bergfahrt der Östlichen Dolomiten. Auf 2233 m war das Ziel erreicht und nachdem der Puls sich auf Normalwerte eingependelt hatte, konnten die Radler die Schönheit der Dolomiten in ihrer ganzen Pracht bewundern. Eine herrliche Sicht und geniales Wetter entschädigten für die Strapazen der Bergfahrt.
An diesem Tag führte die Strecke auf zwei weitere Zweitausender. Der Falzarego Pass und der Pordoi Pass wurden vor der Abfahrt nach Canazei bezwungen.
Und wieder schmerzten die Oberschenkelmuskeln was nach Begutachtung der Tachos niemanden wunderte. Die Anzeigen blieben an diesem Tag bei 113 km und 3311 Höhenmetern stehen.
5. Etappe
Der Freitag begann mit heftigem Regen und nach einer kurzen Absprache waren sich die Teilnehmer des RSV-Falkenfels Bühlertal einig, für diesen Tag aus dem Rennen auszusteigen. Immerhin stand die Seiser Alm auf dem Programm und ohne Begleitfahrzeug, das heißt ohne die Möglichkeit sich nach der Bergfahrt trockene Bekleidung anzuziehen, war die Entscheidung, nicht zu starten, schnell getroffen. Die Gesundheit ging vor und da eine Wertung als Mannschaft sowieso nicht möglich war, wurde kurzerhand ein eigenes Programm ausgearbeitet.
So ging es am Nachmittag, als der Regen aufhörte, mit dem Rennrad von Gargazon nach Meran, über Dorf Tirol und St.Leonhard zum Timmelsjoch. Nach einer anstrengenden Bergfahrt auf warteten auf ca. 1600 m die letzten 900 Höhenmeter dieses Tages. Auf einer Strecke von 10 Kilometern wurden in der Wand des Timmelsjochs die Kehren niedergekämpft. Die Fahrt endete auf 2509 m bei nur 5 Grad und leichtem Graupelschauer.
Nach der rasanten Heimfahrt wurden die Rennräder in Gargazon mit einer Tagesleistung von 123 km und wieder 2451 Höhenmetern in die Garage gestellt.
6. Etappe
Am Abend beschloss die Gruppe, die leichte Abschlussfahrt des Giro zugunsten einer Ausfahrt zur Seiseralm ausfallen zu lassen.
Am Samstag ging es also zum Abschluss von Gargazon nach Bozen, von dort auf herrlichen Radwegen über Blumau nach Völz und Seis von wo die Auffahrt zur Seiseralm in Angriff genommen wurde. Auf einer Höhe von 1725 ü.d.M. war das Ziel erreicht. Nach einer kurzen Pause ging es bei Sonnenschein zurück nach Bozen wo sich die Teilnehmer des Giro zur Abschussveranstaltung und Siegerehrung trafen.
Bei netten Gesprächen mit Rennradbegeisterten aus verschiedenen Ländern wurde der Abschluss einer anstrengenden und superschönen Woche gefeiert.
839 km, 14.745 Höhenmeter in einer herrlichen Berglandschaft, dazu sturzfrei, ohne technische Probleme und vor allem gesund und glücklich wieder im schönen Bühlertal angekommen, das ist die kurze Zusammenfassung dieser einmaligen Woche mit Freunden in Südtirol.
Bestimmt tun wir uns das wieder mal an.
Foto: Falkenfels