Geplant hatten wir es schon seit 2 Jahren, den Skifernwanderweg von Schonach nach Belchen Multen, mit seinen 100km + 2300 Hm, an zwei Tagen mit Übernachtung in Hinterzarten zu absolvieren.
Vorgemacht hatte dies am 5. Februar Erich Müller, als er den Rucksacklauf, über die besagte Strecke mit noch 100 Gleichgesinnten, an einem Tag als 47. mit einer Zeit von 9:11 Std. bezwang. Hermann Müller, Claudio Meneghetti, und Gerd Wickles, wissen die herausragende Leistung von Erich jetzt noch höher einzuschätzen.
Am eigenen Leibe erfuhren wir die Leiden dieser Strecke, dies sollte man an einem Tag bezwingen? Erich belehrte uns eines besseren. Die Topographie und der Neuschnee hat uns ganz schön zu schaffen gemacht.
Ein kleines dankeschön war dies auch von Erich an seinen Bruder Hermann, der ihn während des Rucksacklaufes bestens verpflegte. So lief er dieselbe Strecke 2 Wochen später mit uns nochmals ab, jedoch etwas ruhiger.
Die Logistik mit den Autos und dem Gepäck musste vorher besprochen werden. Man kann aber nicht verschweigen, dass dem ein oder anderen mal die Schuhe, oder die Hose, oder die Zahnpasta gefehlt hat.
Über Nacht hatte es geschneit, wir rümpfelten schon die Nase.
Nachdem wir in Belchen-Multen übernachtet hatten, ließen wir dort ein Auto stehen, und fuhren mit dem anderen zum Start nach Schonach 890m. Vergessen durften wir nicht, am Vorabend bei der Anreise, schon ein Tasche mit den notwendigen Utensilien, für die Übernachtung in Hinterzarten 900m zu deponieren. Die Streckenführung kann auf der beiliegenden Karte eingelesen werden.
Den 1.Tag ging es von Schonach nach Hinterzarten, mit 60km + 1350 Hm, identisch mit dem Schwarzwälder Skimarathon. Am 2.Tag zum Ziel nach Belchen –Multen, mit 40km + 1000 Hm.
Nach dem Skiwachsen starteten wir gegen 10 Uhr bei bewölktem Wetter, reichlich Schnee, und -4 Grad, mit bepackten Rucksäcken, in unser zweitägiges Abenteuer. Hermann war unter Strom, und ging am Anfang trotz seiner leichten Bauch-Wölbung, ab wie eine Rakete. Meine Devise war für den ersten Tag, piano, auf verhalten und ankommen laufen. Schließlich waren 4 x Schwarzkopfloipe letzten Winter meine größte Ausbeute an Streckenlänge. Claudio hatte auch nicht mehr vorzuweisen, jedoch ist er um die Hälfte jünger wie ich.
Nach 15km kam an der Schutzhütte der Martinskapelle 1095m, die erste Rast. So etwas fehlt bei uns im Norden. Hier trafen wir auch Marion aus Freiburg, die dasselbe wie wir in Angriff nahm. Von hier ab begleitete sie uns bis Hinterzarten. Ab jetzt gab es den ganzen Tag leichten Schneefall, teilweise mit Nebel. Von wegen Bettelmannskopfloipe – rauf und runter ging es, ohne Ende.
Bei der Kalten Herberge 1030m gab es bei dem ein oder anderen trotz Hartwachsaufzug – Haifischflossen am Belag. Am Thurner 1035m, nach 40km angelangt, war in einer weiteren Loipenchutzhütte, die nächste größere Rast.
Aus der Hütte rausgekommen, erwartete uns Schneefall mit Nebel. Die ersten Power-Gels wurden von Hermann schon reingeschoben. Über die Weißtannhöhe 1190m wurde Hinterzarten angepeilt. Das motivierende war, dass alle 10km große Schilder mit der Länge der Strecke angebracht waren. Beim Gasthaus Lafette 920m wurde die B31 auf einer Fußgängerbrücke überquert. Hinterzarten und unsere Pension waren erreicht, und alle bis auf Erich waren wir groggy.
Da es in Hinterzarten ein Skimuseum gibt, meinte Hermann zu Claudio, er kann sein Trak – Oldies dort reinstellen, dann musste er sie zu Hause nicht entsorgen. In Abfahrten und in der Ebene hatte Claudio etwas Defizite, jedoch bei Anstiegen da klebte sein Trak in der Spur, und rollte so das Feld von hinten auf.
Nachdem wir uns gestylt hatten, durfte ich Erich`s lädierte, blaue, bald rausgehende Füßnägel betrachten, die er sich beim Rucksacklauf geholt hatte.
Über Nacht hatte es 10cm geschneit, gar nicht gut für unsere Loipen, Schnee war ja genug vorhanden. Recht früh starteten wir stetig aufwärts über die Rufenhütte 1087m, Richtung Rinken, wo wir dann nach einem steil ansteigenden, nicht spurbaren Waldpfad hinauf, den höchsten Punkt – den Grüblesattel 1420m erreichten. Kurz vorher, in Richtung Todtnauer Hütte, fing es gewaltig an zu schneien, man sah seine Hand nicht mehr vor dem Gesicht. Wir waren froh die 2. Rast in der Hütte verbringen zu können.
Das Wetter besserte sich, die Sonne kam durch, eine Traumwinterlandschaft. Wir mussten nicht nach Denver-Colorado, Beaver Creak, Wisler Mounton, wir hatten dies alles hier im Schwarzwald. Von nun ab waren die größeren Anstiege vorbei, welliges Terrain wechselte mit schönen Abfahrten, was Erich dazu veranlasste zu sagen: “Machsch da Schi ning“, damit meinte er meine Pflugstellung bei den Abfahrten. Einmal hörte ich Hermann hinter mir schreien, links, links, damit meinte er dass er mich überholen wollte, doch rechts von mir war auch einer. Auf einmal hörte ich von Hermann nichts mehr, ich sah ihn danach nur leicht angezuckert.
Der “Sonntagsverkehr“ nahm von der Todtnauer – Hütte 1321m über Stübenwasen 1388m zum Notschrei 1121m zu, was für ein Loipennetz, davon können wir Nordlichter nur träumen. Über einen längeren Anstieg zum Trubelsmattkopf 1220m, erreichten wir über Wiesenabfahrten (machsch da Schi ning!) das Wiedener Eck 1037m. Nach Aufstieg zu der Blockhütte der Hohtannloipe 1190m, erreichten wir endlich nach schöner Abfahrt auf Forstwegen das Ziel in Multen in 1030m.
Hermann, Claudio, und Gerd – die Hobbyläufer, waren stolz den Rucksacklauf zumindest in 2 Tagen geschafft zu haben. Für Erich war es ein besseres Training, auch um Daten der Strecke mit seinem GPS-Chronograph updaten zu können. Es war ein Highlight in unserer Langlaufsaison, der erste Briefkopfstempel war geschafft. Einmal ist keinmal, und so werden wir diese traumhaft anstrengende Strecke nächstes Jahr, sicherlich mit etwas mehr Training, nochmals angehen.
GW